Verschwindende Vermächtnisse: Die Welt als Wald
Die erste Station des dreiteiligen Ausstellungszyklus
eröffnet am 9. November 2017, 18h00
Centrum für Naturkunde (CeNak)
Zoologisches Museum Hamburg
Bundesstraße 52
D-20146 Hamburg
Vor 160 Jahren entschlüsselte Alfred Russel Wallace während Forschungsreisen in Südamerika und Südostasien das Prinzip der Evolution. Vom 10. November 2017 bis 29. März 2018 thematisiert die Ausstellung Verschwindende Vermächtnisse: Die Welt als Wald die Zerstörung dieser tropischen Lebensräume im Anthropozän.
Das Konzept der Ausstellung ist einzigartig: Verschwindende Vermächtnisse verbindet eine historische Themenausstellung mit einem raumfüllenden Kunstereignis und verwandelt das Zoologische Museum im Centrum für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg in den bedrohten Lebensraum (Regen-)Wald. Im Mittelpunkt der Intervention stehen 13 Positionen zeitgenössischer Kunst – darunter acht eigens für das Projekt geschaffene Werke. Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler sind Maria Thereza Alves, Ursula Biemann, Bik Van der Pol, Shannon Lee Castleman, Revital Cohen & Tuur van Balen, Mark Dion, Radjawali Irendra/ Akademi Drone Indonesia, Armin Linke mit Giulia Bruno und Giuseppe Ielasi, Barbara Marcel, Julian Oliver & Crystelle Vũ, Robert Zhao Renhui / The Institute of Critical Zoologists, SHIMURAbros und autonoma / Paulo Tavares.
Einige der künstlerischen Arbeiten haben direkten Sammlungsbezug. So hat der Künstler Robert Zhao Renhui sein umfangreiches Werk über unser zwiespältiges Verhältnis zu den Insekten durch Besuche in der Entomologischen Sammlung des CeNak vor Ort zu einer großen Rauminstallation weiterentwickelt. Das Künstlerduo Bik Van der Pol fand durch einen Besuch in der Mammalogie Inspiration zu einer tieferen Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Naturbildes als Replik in einem Spannungsverhältnis von Realität und Fiktion.
Andere künstlerische Arbeiten sind durch Reisen in Brasilien und Indonesien entstanden. Auf Borneo, Java und Sumatra führte der Fotograf und Filmemacher Armin Linke gemeinsam mit seiner Kollegin Giulia Bruno und den Kuratoren Anna-Sophie Springer und Etienne Turpin zahlreiche Interviews mit Anwohnern, Plantagenarbeitern, Kleinbauern, Umweltschützern, Regierungsbeamten und Wissenschaftlern. Daraus entstanden ist ein filmisches Dokument, das die Geschwindigkeit reflektiert, mit der Indonesien sich gegenwärtig inmitten von gewaltigen Torfmoorfeuern in eine Palmöl-Nation verwandelt. Maria Thereza Alves gibt in ihrer Museumsinstallation den 33 indigenen Clan Chiefs das Wort, die sie einen Monat lang in Brasilien bei einem Workshop für indigene Agroforstwirtschaft und Ressourcenschutz begleitet hat. Revital Cohen & Tuur van Balen richten den Blick nach innen und durchleuchten konservierte Vögel mit eiskaltem Röntgenblick, während die automatisierte Multimedia-Installation Extinction Gong von Julian Oliver & Crystelle Vũ die Rote Liste gefährdeter Arten des IUCN in Echtzeit in einen schaurigen Schlagrhythmus übersetzt.
Die Ausstellung wird durch eine Reihe kuratorischer Elemente erweitert, deren wissenschaftliche Objekte aus den zoologischen Sammlungen des CeNak und den botanischen Sammlungen des Herbarium Hamburgense stammen und die im Dialog mit den Kustoden der beiden Institutionen ausgewählt worden sind: Schädel, Felle, Vogelbälge, Naßobjekte, Herbarblätter und zahlreiche Kästen mit außergewöhnlichen Insekten. Ein besonderes Highlight ist auch das digitale 3D-Rendering des Schädels eines Sumatra-Nashorns, produziert in Kooperation mit dem Hamburger Hersteller von industriellen Röntgen- und Computertomografie-Systemen, YXLON International, und einer Datenvisualisierungssoftware von Volume Graphics. Außerdem zu sehen sind eine der ältesten BBC-Dokumentationen des britischen Biologen Sir David Attenborough und eine Auswahl von Videos aus dem umfangreichen Bird-of-Paradise-Project des Ornithologen Ed Scholes (Cornell Lab of Ornithology) und des Naturfotografen Tim Laman.
Die in der Ausstellung Verschwindende Vermächtnisse: Die Welt als Wald präsentierten künstlerischen Positionen und kuratorischen Assemblagen widersprechen einem romantischen Bild unberührter Natur und fragen angesichts von Artensterben, Entwaldung und Klimawandel nach den Vermächtnissen, die bleiben, angesichts der fortschreitenden Zerstörung hochkomplexer Ökosysteme.
Zur Ausstellung veranstaltet das CeNak ein vielseitiges Begleitprogramm mit Führungen, Lesungen, Filmabenden und anderen Abendveranstaltungen. Der Eintritt ist frei.
Verschwindende Vermächtnisse: Die Welt als Wald
10. November 2017 – 29. März 2018
Eröffnung: 9. November 2017, 18h00
Centrum für Naturkunde (CeNak)
Zoologisches Museum Hamburg
Bundesstraße 52
D-20146 Hamburg
Kontakt:
+49 40 42 838 2276
info-cenak@uni-hamburg.de
Zum Pressebereich
Mehr Infos zum Projekt und dem Begleitprogramm des CeNak
Lesen Sie ein Interview mit den Kuratoren
Kurzführer herunterladen
Verschwindende Vermächtnisse: Die Welt als Wald ist ein dreiteiliges Projekt von Anna-Sophie Springer und Etienne Turpin. Die Wanderausstellung wird vom Centrum für Naturkunde, Universität Hamburg, realisiert und ist hier vom 10. November 2017 bis 29. März 2018 zu sehen. Weitere Stationen von Verschwindende Vermächtnisse sind 2018 die Projektpartner, das Tieranatomische Theater (TA T) der Humboldt-Universität zu Berlin und das Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Halle/Saale. Der Ausstellungszyklus ist eine Kooperation mit der Schering Stiftung und dem Goethe-Institut. Die Teilnahme von Ursula Biemann wird unterstützt von Pro Helvetia. Das Projekt wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.
[ Die Schriftart “Tree” im Grafikdesign der Printed Matter zur Ausstellung ist ein Opensource-Projekt der Künstlerin Katie Holten. Ausstellungsdokumentation von Michael Pfisterer, Hamburg.]